Anno 1400 - Ritter Huhn und die Familie von der Lippe, genannt Huen

 

 

 

 

 Die Ritter von Huen

 Die Rittersitze Wilbinghoven (Wilberhofen) und Broich

 

Wappen der Ritter Huhn und die Familie von der Lippe, genannt Huen und die Rittersitze Wilbringhoven und Broich.


Zur Schreibweise: 

Verbindung der Ritter von Huen mit dem Sachsenstamme von der Lippe siehe: Die Huensche Burg zu Wilberhofen.

Was die Schreibung des Namens angeht, so findet man bald den vollständigen Namen, bald nur den Beinamen Hoon (so in der Kapelle zu Hoppengarten),  in den Fenstern zwei Wappenscheiben:

1. LOUISA CATHARINA VON DER LIPP GENANT HOEN, FREYFRÄULEIN VOM HAUS BRUCH UNDT EISENGARTEN, D. D. I 7 5 I .

2. JOANN BERTRAM WEYNANT D. D. I 7 5 1 .

 

Hon (Kapelle zu Tal-Windeck), Hoyn oder Hoin, Huen (Kirche zu Friesenhagen), Hoen, Hoeyn, Huhn, Hoyne, Hone, Hoene, Hune, Hoyngen.

Die Aussprache mag wohl immer Hun oder Hune gewesen sein, wie sich im Munde des Volkes in Sagen und Erzählungen nur der Name Huhn erhalten hat.

Zu den Aussichtspunkten an der Sieg, die einen malerischen Rundblick bieten, gehört auch unstreitig der Hoppengartener Berg.

Das Landschaftsbild, das durch die Ruine Windeck abgeschlossen wird, zeigt an einer bedeutenden Krümung der Sieg zwischen den Dorfschaften Hoppengarten und Dattenfeld die Ortschaft Wilbringhoven, in gesegneter Flur an
den Berg gelehnt.

Wilbringhoven wie auch die in der Nähe zwischen Dattenfeld und Tal-Windeck dicht neben der Eisenbahn liegenden Ruinen des Hauses Broich erinnern an zwei adelige Sitze, deren Geschichte uns hier beschäftigen soll.

Von dem Burgsitz Wilbringhoven, der in der Mitte des gleichnamigen Dorfes lag, sind nur noch ein Brunnen und das ehemalige Stallgebäude übrig, welches gegenwärtig als bäuerliches Wohnhaus dient.

Von dem Hause Bruch oder Broich sind noch Grundmauern vorhanden. Zwei viereckige Plätze erheben sich in einer flachen Talmulde. Der größere, dicht an der Eisenbahn gelegen, ist 55 Schritte lang und 50 Schritte breit, der
dahinter gelegene kleinere etwa 30 Schritte lang und 50 Schritte breit. Der erstere, der noch ringsum Reste einer Umfassungsmauer zeigt, mag Stallungen und Ökonomiegebäude enthalten haben. Der letztere zeigt außer der
Umfassungsmauer noch Trümmer des ehemaligen Burghauses. Vorplatz und Burgplatz werden von breiten, jetzt trocken gelegten Wassergräben umgeben und durch einen 20 Schritt breiten Graben voneinander getrennt. Auch
Spuren von Brücken, die zum Burggelände und vom Vorplatz zum Burgplatz führten, sind noch erkennbar. 

Beide Burgsitze waren seit dem 14. Jahrhundert im Besitz der Familie von der Lippe, genannt Huen. 

Anm: Um 1500 wurden die Ritter von den Grafen Hatzfeld mit Gut Ellingen belehnt und trugen den Beinamen „genannt Ellingen“.

Der Stammsitz in Diezenkausen wurde verkauft an die Herren „von der Lipp, gen. Hoen“ (Ritter Huhn), die ihren Sitz bei Dattenfeld hatten.

Oberhalb des Hofes Stein, Gauchel gegenüber, an dem Wege von Mauel nach Dreisel, liegen auf der unteren Terrasse des Grengel- Gruelberges bedeutende Steinmassen, welche an etlichen Stellen das Vorhandensein einiger
Türme andeuten.

Die Überlieferung im Munde des Volkes bezeichnet dieselben als die Trümmer des Stammhauses der Familie Huen oder Hun.

Die obere Terrasse wird als der Burggarten angesehen. Der ganze Bergabhang nebst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. im Besitz des Grafen von Velbrück zu Mauel war. Der Burgsitz der Familie Huen wurde am Ende des
Jahrhunderts zur 
Wiederherstellung der Burg Mauel abgetragen.

Broich wird schon im Jahre 1273 genannt. Nach einer Urkunde musste Graf Adolf von Berg an das Kloster Nonnenwerth von seinem Hofe Broich einen jährlichen Zins bezahlen, welchen er auf das Kloster Altenberg gegen
mehrere Schenkungen übertrug.

Ein Johann von Broich besiegelt 1363 die Urkunde, mit welcher Graf Wilhelm II. von Berg den Fronhof der Abtei Altenberg abtritt.

Die Familie von der Lippe war reich begütert, vorzugsweise im Bergischen, Saynischen und Geldrischen. Nach den Forschungen des obengenannten Freiherrn von Hoiningen-Huene ist N. von Hoen, der mit N. von Milen vermählt war, der älteste Ahnherr der Familie.

Dessen Sohn Roland, der als Besitzer von Wilbringhoven und Broich angegeben wird, und N. von Gerendorf (bei Friesenhagen) heiratete, lebte am Anfang des 15. Jahrhunderts. Dieser wird es auch sein, der als Hoen von der
Wintegge (Windeck) sich im Jahre 1433 unter den Adeligen befindet, welche durch Herzog Adolf von Berg gezwungen werden, die Fehden, Verwüstungen und Brandstiftungen gegen den Erzbischof von Köln und dessen Land
einzustellen.

Das Vorhandensein von drei Söhnen des Roland  veranlasste die Teilung des Geschlechts in drei Linien:

  • Reinhard wurde Stammvater am Niederrhein und an der Maas.

  • Philipp ist Stammvater der Linie an der Sieg, von der im folgenden die Rede sein wird.

  • Johann wurde Gründer der Linie zu Hartenfels.

Philipp kaufte Wilbringhoven, welches Reinhard auf seinen Sohn Reiner, der 1518 starb und Schultheiß von Siegburg war, vererbte, von diesem seinem Neffen. Broich hat er von seinem Vater erhalten. Er hinterläßt diese Güter 
seinem Sohn Mauritius, der mit N. von Schlenderhan verwählt war. Mauritius kommt bei der Ritterschaft im Lande Blankenberg 1551 und 1557 vor.

Zu der Ritterschaft von Blankenberg ist auch die des Amtes Windeck zu rechnen; denn letztere ist in dem Ritterzettel nicht besonders aufgeführt. Mauritius wird erst 1579 gestorben sein, denn in einer Erkundigung vom Jahre 
1581 heißt es:

Im Kirchspiel Dattenfeldt sind zwei adelige Seeß, Wilberthowen und Broich, unter Windecken gelegen, welche beide, nach dem Mauritius von Lipp genannt Hoen inwendig zweien Jahren verstorben ist, so durch dessen Sohn

Wilhelm von der Lipp genannt Hoen besessen.

Im bergischen Ritterzettel von 1555 heisst es: Bertram Hoen, Drost zu Mörs, hat vor kurzem das „hus uf dem Broich“,   Wilhelm Quaide zu Isengarten verkauft und besitzt ist der Halfmann dasselbig.

Im Ritterzettel vom Jahre 1557 ist auch von diesem Verkauf die Rede, doch wird hier nicht das Haus, sondern das „gut uff dem Broich“ genannt, das Wilhelm Quad von Isengarten erhielt. Bemerkt wird noch, dass das Gut ein 
Mannlehen des Herzogs von Berg war.

Demnach scheinen alle drei Linien noch Ansprüche auf die Güter gemacht zu haben. Der Verkauf durch Bertram von Hoen hat dann zu Streitigkeiten Anlass gegeben, denen durch die Teilung ein Ende gemacht wurde. Auch die 
Spitzenburg bei Dattenfeld gehörte zu den Hoenschen Gütern. Im Jahre 1555 wird Mant Hoen als Besitzer derselben angegeben.

Möglicherweise hat er bei dieser Teilung die Spitzenburg erhalten, während Mauritius aus der zweiten Linie Haus Broich behielt und Bertram, der Sohn des obengenannten Schultheißen Reiner, die Güter auf dem Broich bekam.   

In einem amtlichen Berichte des Rentmeisters Reinhard Stappenhover vom 3. Nov. 1577, der eine Aufzeichnung der adeligen Personen im Amte Windeck enthält, werden Mauritius von der Lippe zu Wilbershoven und Wilhelm 
von der Lippe, genannt Hoen, zu Haus Bruch angegeben. Vielleicht hat der Vater Mauritius (wenn wir 1579 als Sterbejahr annehmen) schon vor seinem Tode Broich an seinen Sohn Wilhelm abgetreten. Wilhelm wird schon 1567 
und 1574 zum Landtag beschieden. Während nach dem Tode beide Rittersitze wieder in einer Hand vereinigt wurden.

Wilhelm von der Lippe, genannt Hoen, zu Wilbringhoven und Broich, verheiratet mit Agnes Drempt, Tochter von Everhard zu Daennhof und N. von Ingenhaef, macht am 18. Okt. 1591 sein Testament. Aus dem geht hervor, daß er 
nur Broich und nicht Wilbringhoven besaß.  Wilhelm überlässt seiner Frau freie Verfügung über den Besitz, verlangt aber von derselben standesgemäßen Erziehung seiner Söhne Moritz und Friedrich Wilhelm. Dagegen wird 
auch die Befugnis eingeräumt, einen oder beide Söhne zu enterben, wenn sie entarten sollten. Freiherr von Hoiningen nimmt an, dass Wilhelm 1612 gestorben sei, und Wilbringhoven an Moritz und Broich an Friedrich Wilhelm 
gekommen sind.

Wilhelm ist wahrscheinlich 1624 verstorben, er wird in diesem Jahre zum letzten Male im Ritterzettel genannt.

Sein Sohn Friedrich Wilhelm, der obengenannte Friedrich, wird 1625 zuerst als Besitzer von Wilbringhoven und Broich zum Landtag beschrieben.

Moritz (Mauritz Heinrich) zu Wilbringhoven ist nach den Dattenfeldern Kirchbüchern am 16. Febr. 1620 gestorben.

1619 ist ein Philipp Wilhelm von der Lippe, genannt Hoen, und 1620 Friedrich von der Lippe Amtsverwalter von Windeck.

Friedrich (Friedrich Wilhelm) zu Broich und Wilbringhoven, Drost zu Hörde und Lünen, heiratet Anna von Effern, gen. Hall zum Busch, 1623.

Seinem erstgeborenen Sohne Wilhelm Bertram gab er, als sich dieser mit Elisabeth von Romberg in Brunninghausen verheiratete, Haus Broich nebst den zugehörigen Gütern mit „für die Quote des Söhnchens unter Vorbehalt der 
genaueren Abrechnung“.

Wilhelm Bertram hat im Lande der Mark gewohnt, war hessischer Kapitän und fiel bei Coesfeld am 22. Aug. 1644.

Der vierte Sohn Ernst, verheiratet mit Joh. Magd. von Hall, Tochter des Johann Degenhardt von Hall zu Ophoven und der Kath. Maria von Brempt, wird 1656 bei der bergischen Ritterschaft von seinem adeligen Sitz Wilbringhoven aufgeschworen.

Er verkauft am 28. Januar 1661 an Hermann von Heinsberg und dessen Ehefrau Nieghausen 25 Taler erblicher Jahresrenten für 500 Taler und verpfändet dafür insbesondere seinen freien Zehnten im Kirchspiel Hamm.

Da Ernst von Hoen ohne Kinder starb und die Söhne seines Bruders Friedrich, Karl Mauritius und Ernst Friedrich, 1679 und 1680 in Schweden gestorben waren, fiel Wilbringhoven an Wilhelm Bertrams  Sohn, ebenfalls Wilhelm 
Bertram geheißen (gest. 1689),  der mit einer nichtadeligen Anna Sophia Schüler vermählt war.

Der Burgsitz Wilbringhoven wurde 1695 an Guido Jos. Heinrich Frhr. d Óryo und am 27. Okt. 1721 für den Preis von 2500 Rtlr. Kölnisch an den Syndikus Adam Max von Ley verkauft. Nach dessen Tode kam Haus Wilbringhoven

durch seine Tochter Maria Jos. Ferdinande an deren Gemahl Ernst Hamm aus Dusternau, Rat und Syndikus der Reichsstadt Köln.

Von dessen Kindern scheint dann der Rittersitz an Max Kaspar J. Venn, Notar und Bürgermeister in Waldbröl, und von diesem an dessen Kinder Joseph und Klara Venn gekommen zu sein. Um 1860 ist das Besitztum in andere 
Hände übergegangen.

Die zum Rittersitz Wilbringhoven gehörige und sich auf 13100 Morgen erstreckende Jagdgerechtigkeit stand auch dem obengenannten Max Kaspar J. Venn zu und vererbte sich ebenfalls auf dessen Kinder, wurde jedoch der 
Familie infolge des Jagdgesetzes von 1848 und 1851, das die Jagdgerechtigkeit lediglich dem Eigentümer des Grund und Bodens zustand und nur eine zeitlich beschränkte Verpachtung der Jagd zuließ, ohne Entschädigung 
genommen.

Un den Namen des Ritters Huhn oder Bruch“  knüpfen sich in der Erinnerung alter Leute noch manche Erzählungen über die Jagdabenteuer, Zechfahrten und munteren Schwänke des gar lustigen Kumpans, eines Musters

bergischer Ritterschaft aus dem Ende des 17. Jahrhunderts.


Überlieferung:

1705 - die Burg Windeck war inzwischen zerstört, es sollten die bergischen Ämter ihrem Kurfürsten Jan Wellem eine neue Steuer zahlen, und um zu prüfen, was der Boden hergab, sollte jeder Amtsvorsteher ein Brot nach Art des 
Landes seinem Kurfürst zeigen. Der Windecker Vertreter, ein Ritter Huhn, ließ sich aus Haferschrot und Kleie einen derben Kloben backen, der den noblen Düsseldorfern überhaupt nicht munden wollte. Ob er sich denn lustig 
mache über sie, mußte er sich fragen lassen. Doch der Ritter aus dem fernen Siegtal schwor Stein und Bein, Besseres brächte der karge Boden nicht hervor. Und weil Jan Wellem gerade mit Spanien kriegerisch verstrikt war, 
bezeichnete er den kargen Landstrich als "Haferstrich". Das trug dem Windecker Ländchen zwar den unfreundlichen Beinamen "Haferspanien" ein, aber mit dem Spott konnten die Bauern schon leben, dafür hatten sie den 
Schaden nicht zu tragen, die Steuer fiel überaus gering aus.

Autor: Karl Ludwig Raab
Texte:
Reinhard Zado, Burgen - Schlösser - Adelssitze
Weyden, Das Siegtal,
Genealoge Wilhelm von Cortenbach zu Cortenbach.

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