Pulvermühle im Elisenthal

 Wir können wohl heute davon ausgehen, daß die auf der Mercatorkarte bereits im Jahre 1575 eingezeichnete "Müll" in der "Drombich" auch zum Standort der 1868 gegründeten Pulvermühle in Dattenfeld v.d. Berg wurde. Ob sie in den zwischenzeitlich rund 300 Jahren schon einmal zweckentfremdet oder bereits zu einer Wüstung wurde, wissen wir leider bis heute nicht, da nach den Forschungen von Josef Hamm ein Mühlenverzeichnis (Steuerliste) für die einstige Bürgermeisterei Dattenfeld nicht bekannt ist.
Anm: die ersten beiden Mühlen waren die Pulvermühle am Seelbach in Hamm in 1791, und die Pulvermühle in Benroth aus dem Jahre 1894, sie dürfte die älteste im Bröltal gewesen sein.

Im Jahre 1868 gründete Everhard Schülgen aus Köln 4 Pulverfabriken, darunter auch die in Dattenfeld v.d. Berg, am Eingang zum entlegenen urig-schönen Trimbachtal, im Volksmund "Dromichstal" genannt. Nach dem Vornamen seiner Frau Elisabeth taufte Schülgen kurzerhand den alten Ortsnamen in "Elisenthal" um.

Josef Schmitz (mit seinen Töchtern) war der Verwalter der Pulverfabrik Elisenthal. Die Aufnahme entstand um 1905/06. Er verstarb fast 100 jährig im Jahre 1958.


In den Jahren um 1870 war die Konkurrenz im Pulvergeschäft sehr groß, so daß die ca. 20 kleineren Betriebe in Rheinland-Westfalen, die hauptsächlich Jagd- und Schießpulver herstellten, wegen Überproduktion und Preisunterbietungen stillgelegt worden. In dieser prekären Situation gelang es 1873 dem ehemaligen Prokuristen Heitmann der Ritterschen Fabrik in Hamm 19 Pulverfabriken aus dem dem vorgenannten Bereich zu einer Aktiengesellschaft zusammenzuschließen, unter der Firma "Vereinigte Rhein. Westf. Pulverfabriken AG". 
Heitmann wurde der neue Generaldirektor der Firma mit Sitz in Köln. Die damals leistungsfähigste Fabrik in Hamm erfuhr eine besondere Förderung, während die kleineren Werke - wozu auch Elisenthal und Benroth gehörten - ebenfalls der neuen Aktiengesellschaft angegliedert wurden.

Der unter der Controle des Verwalters mit der Aufsicht über den gesammten Betrieb betraute Meister, beziehungsweise Oberarbeiter, hat die Verpflichtung, neben der Wahrung der größtmöglichen Prodiktion, sowie Beachtung strengster Verschwiegenheit, stets diejenigen Sicherheitsmaßregeln im Auge zu behalten, welchee ein vorsichtiger Betrieb erfordert, resp. durch die Consessionsbedingungen, sowie durch das Betriebs-Reglement und sonstige Verfügungen des General-Direktors vorgeschrieben sind.

Nach einem Schreiben vom 23. Mai 1877 an C. J. Willmeroth in Dattenfeld bemüht sich die Kölner Direktion um den weiteren Ankauf von Grundstücken und zwar im Interesse einer guten Nachbarschaft.

 

Foto zeigt Wilhelm Willmeroth (*1867, gest.1942) aus Dattenfeld-Niederdorf, er  war kurz vor der Jahrhundertwende vertretungsweise in der Pulvermühle Elisenthal als Wachmann tätig. Meistens versah er seinen Dienst an Sonntagen, da regulär der Kutscher diesen Posten bekleidete. Wir sehen ihn hier mit seiner Stechuhr, dem Brandhorn und unter dem Dachfirst hängt die Alarmglocke.

 

Der Vorarbeiter Christian Koch im Kreise seiner Familie 1910 in Dattenfeld v.d. Berg. Er war der Großvater des heutigen Pfarrers Johannes Koch in Swisttal-Odendorf. Er ist heute wieder in seinem Geburtsort Wilberhofen zurück gekehrt.

Pulvermeister Carl Bauer mit seiner Familie. Er wurde 1848 in Benroth (Bröltal) geboren und starb 1930 in Dattenfeld.

 

 

Zu den bekanntesten Pulverfahrern zählten die Gebrüder Spieß in Nümbrecht.
August Peters (gest.1970) berichtet uns noch von den sogn. Rheenschen", die aus Schlebusch
kamen und meist bis Passau in Bayern mit ihren riesigen Pulverkarren, bespannt mit
schweren belgischen Hengsten regelmäßig in Schladern - im Krummauel - ihre gefährliche
Fracht abstellten.

Um 1888 waren etwa 40 bis 50 Personen hier beschäftigt. Die Pulverfabriken Rottweil und Hamm waren die Hauptlieferanten von Schwarzpulver
(Grundstoffe waren damals: ca. 75% Salpeter, 10 % Schwefel und 15 % Holzkohle) für die Firma  Krupp in Essen.
Die Abteilung Elisenthal wurde erst nach längerer Stillegung 1911 wieder in Betrieb genommen. die jetzt durchschnittlich 19 bis 20 Arbeiter  fertigten meistens Halbfabrikate für die anderen Abteilungen der Firma, wofür reichlich Aufträge vorlagen, denn der 1. Weltkrieg warf bereits seine Schatten voraus. Der durchschnittliche Lohn bei täglich 10 stündiger Arbeitszeit betrug 1911 = 2,87 Mk., 1912 = 3.2

 Nachdem der unselige Krieg verloren war, all die unzähligen Toten und Verwundeten an den Fronten und wie auch hier in der Heimat umsonst auf "dem Altar des Vaterlandes" geopfert waren, erfolgte die Demontage aller kriegswichtigen Betriebe, wozu auch die Pulvermühlen in Elisenthal, Hamm und Benroth gehörten. Die Fabrik im Elisenthal kam in den Jahren 1918 und 1919 durch zwei riesige Waldbrände in höchste Gefahr, wobei auf dem Bärscheid (Flurname) 1919 rund 40ha Wald vernichtet wurden.
Die Reste der gesprengten Gebäude wurden 1924 für 60.000,- Mark an W. Caminneci in Dattenfeld verkauft. In den Jahren der großen Arbeitslosigkeit (1928/29) , wurden auf dem einstigen Gelände der Pulvermühle Fischteiche angelegt, so daß diese mit Krieg und Unheil belastete Betrachtung doch noch einen friedlichen Abschluß findet.

 

Das Foto zeigt Förster H. Wulf in den Jahren der großen Arbeitslosigkeit 1928/29 mit seinen Hilfskräften bei der Anlage von Fischteichen auf dem Gelände der geschleiften Pulvermühle im Elisenthal.

 

Bericht zur Pulvermühle im Elisenthal
















Anm: Aus der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Dattenfeld: Im Juli 1913 explodieren im Elisenthal (bei der dortigen Pulverfabrik) morgens gegen 9 Uhr zwei Werke, wobei ein Arbeiter sofort tödlich verletzt und einer schwer verletzt wurde.
Sofort wurde durch Herrn Brandmeister alamiert und kaum nach 10 Minuten war die Wehr schon an Ort und Stelle,
wo die Zugänge zur  Unglücksstätte abgesperrt und mit  den Aufräumungsarbeiten begonnen wurde.
4 Mann fuhren mit den schwerverletzten Gebr. Salz als Begleiter mit nach dem Krankenhaus nach Wissen. Die übrigen
Mannschaften konnten erst nachmittags 4.00 Uhr nach überaus anstrengender Arbeit abrücken.
Der Herr Brandmeister war zu dieser Zeit Adolf Hauser.








 

 

 

Quellenverzeichnis:
Willi Schröder, Dattenfeld,
Emil Hundhausen,
Bürgerverein Dattenfeld,
H. Drinhausen, Heimatklänge 30/31
Franz Druck Gmbh


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